Meine Hand malt Worte - Gedichte aus China. Deutsch und Chinesisch

Von Doris Distelmaier-Haas (Illustrator/in)., Ulrich Bergmann (Autor/in)., Dehui Hai Rao (Übersetzer/in)., Wolfgang Kubin (Grusswort). | 152 Seiten | Erschienen: 17. 11. 2015 | ISBN: 9783902735836 | 1.Auflage

Gedichte aus der Zeit der Tang-Dynastie und aus dem 20. Jahrhundert 26 Gedichte chinesisch/deutsch übersetzt von Ulrich Bergmann 26 Bilder von Doris Distelmaier-Haas

14,80 Inkl. MwSt, excl. Versand Lieferzeit: 2-3 Werktage
Bestellnummer: 3583635836

Was verbindet die ausgewählten Gedichte aus dem 7. bis 10. Jahrhundert (Tang-Dynastie) und dem turbulenten 20. Jahrhundert?

Es ist die erstaunliche Nähe zur europäischen Literatur des ausgehenden Mittelalters und der beginnenden Neuzeit: Themen, Metaphorik und gedankliche Pointierung zum Schluss der Gedichte. Der Schwerpunkt liegt bei den frühen Gedichten auf der subjektiv erfahrenen Welt (Li Bai), bei den Gedichten der Moderne wird stärker der unaufhebbare existentialistische Konflikt des Einzelnen in einer gebrochenen Welt gesehen (Yang Lian) oder die Rettung ins Kollektive (Mao Zedong). Die Dichter der Moderne träumen wie die alten Meister in Bildern der Sorge und Angst und der Hoffnung. Weiterhin bleiben Naturmetaphern wichtig. Melancholie und Resignation der Tang-Zeit reicht bis in unsere Gegenwart (Yang Lian), nun bewusster. Das gilt auch für die Fiktion oder Ideologie einer in der Solidarität aller Menschen aufgehenden Gesellschaft bei Mao Zedong, dessen Naturbilder politische Dimensionen eröffnen. Es ist der romantische Ton der Sehnsucht, der uns heute noch aus manchen der alten Gedichte anweht, teils sanft-ironisch gebrochen, es sind die meist knapp gezeichneten Lebenssituationen, die große Gedankenräume erzeugen auch in der neueren Lyrik Chinas, in der allerdings surrealistische Bilder und zerebrale Reflexionen stärker werden und sich mit europäischen berühren. Während in der alten Literatur Legenden, Mythen und vergangene Geschichte oft bedeutend sind, um die Gedichte angemessen zu verstehen, werden Gegenwartsgeschichte und politische Theorie in der neueren Literatur immer wichtiger.

Zugunsten der deutschen Übersetzung und Übereinstimmung mit dem chinesischen Original wurden keine Reime forciert oder gar die altchinesische geregelte Ordnung der Gedichte übernommen; das ist schon gar nicht machbar, was die Folge der Töne angeht. Der Ansatz war maßvoll, nie zwanghaft oder zwingend, ein Metrum zu finden, das zum Gedicht passt.

Mit dem Gefühl und Bewusstsein der Achtung vor den Ideen und Formen der alten Meister findet die Begegnung mit den chinesischen Dichtern statt.

Ich habe Yang Lian live in Bonn und in Wolfgang Kubins Übersetzungen schätzen gelernt.

I n h a l t

Geleitwort von Wolfgang Kubin

Lu Xun (1881-1936)
Ohne Worte

Du Fu (712-770)
Reisenachtgedanken
Die einsame Wildgans
Elegischer Herbstregen
Heimkehr Mein Dorf Qiang
Überglücklich

He Zhizhang (659-744)
Ode an die Weide

Li Bai (701-762)
An dich Changgan xing
Einsame Feier im Mondschein
Nocturne Nachtgedanken
Schenkt ein!
Selbstunterhaltung
Abschied von Meng Haoran / Abreise nach Guangling

Luo Binwang (640-684)
Ode an die Gänse

Meng Haoran (689/91-740)
Frühlingsdämmerung

Wang Zhihuan (688-742)
Besteigung des Storchenturms

Yang Lian (1955)
Die Höhe des Traums

Yu Xuanji (844-869/71?)
An Zi An, voll Verlangen in die Weite von Jiangling schauend
Gedanken im Südpavillon des Tempels von Chonzehn beim Betrachten der
neuen Ergebnislisten kaiserlicher Beamtenprüfungen Herr Li, so hör ich, kehrte heim vom Angeln ...

Zhang Ji (766 830)
Erklärung Lied einer treuen Frau

Mao Zedong (1893-1976)
Changsha
Schnee
Winterwolken
Drei Gedichte

Nachwort des Übersetzers

Anhang

Aus dem Geleitwort von Wolfgang Kubin:
Ulrich Bergmann erfüllt mit seiner neuen Aufgabe etwas, was chinesische Schriftsteller kaum in Angriff nehmen. Bis auf zwei Vertreter stammen alle hier vorgelegten Texte aus der goldenen Zeit chinesischer Zivilisation. Doch wie passen Mao Zedong (1893-1976) und Yang Lian (geb. 1955) dazu? Ganz einfach: Mao ist geschult am klassischen Gedicht der Tang-Zeit und am klassischen Lied der Song-Zeit (960-1279). Er konnte kein modernes Gedicht schreiben! Und Yang Lian? Bevor er 1979 auf das neue Poem umsattelte, hatte er bereits zweihundert alte Poeme unter der Anleitung seines Vaters verfasst.
Übersetzen ist ein schwieriges Geschäft. Jeder meint, darüber theoretisch urteilen zu können, wenige lassen sich darauf in der Praxis ein. Übersetzen ist Deuten. In diesem Sinn ist Malen ebenfalls Übertragung und Deutung. Wir begegnen also in diesem Buch zwei Übersetzern, der eine bemüht das Wort, die andere den Pinsel. Lassen wir uns auf ihre Deutungen ein. Es könnte unser Glück sein.

Verlag[Firma Bacopa Verlag]
ISBN9783902735836
Auflage1
Sprache(n) Deutsch
Chinesisch
Ausführung Gebunden
Erschienen2015
Seitenzahl152
Illustrationenzahl152
Cover Hardcover
Autor/in Doris Distelmaier-Haas (Illustrator/in) , Ulrich Bergmann (Autor/in) , Dehui Hai Rao (Übersetzer/in) , Wolfgang Kubin (Grusswort)