Das Spiel von Wolken und Regen - Erotik im alten China

Von Gerd Kaminski (Autor/in). | 312 Seiten | Erschienen: 27. 04. 2018 | ISBN: 9783903071391 | 1.Auflage

Das Handbuch der Lieder als Spiegel von Zwangslosigkeit Handbücher aus dem 1. vorchristlichen Jahrtausend Sex und Erotik im Daoismus und in der chinesischen Medizin; Sexualität und Erotik in Tempeln und Schreinen; Die Rolle der Kurtisanen und Freudenhäuser; Sexualität und Keuschheit in der Ehe; Das Konkubinat; Der Kaiser und sein Harem; Die Magie der gebundenen Füße; Tongxinglian, die gleichgeschlechtliche Liebe; Erotische Kunst; Verborgene Erotik in der Gongbi Malerei

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  1. Das Handbuch der Lieder als Spiegel von Zwangslosigkeit
  2. Handbücher aus dem 1. vorchristlichen Jahrtausend
  3. Sex und Erotik im Daoismus und in der chinesischen Medizin
  4. Sexualität und Erotik in Tempeln und Schreinen
  5. Die Rolle der Kurtisanen und Freudenhäuser
  6. Sexualität und Keuschheit in der Ehe
  7. Das Konkubinat
  8. Der Kaiser und sein Harem
  9. Die Magie der gebundenen Füße
  10. Tongxinglian, die gleichgeschlechtliche Liebe
  11. Erotische Kunst
  12. Verborgene Erotik in der Gongbi Malerei
REZENSIONEN
Prof. Dr. Berthold Riese
Im Bewußtsein des europäischen Bildungsbürgers ist vor allem die in südasiatische Kulturen (Indien) und Japan offen und breit in Schrift, Skulptur und Malerei dargestellte Erotik präsent. Weniger im Blick haben wir in dieser Hinsicht China. Das hat sich glücklicherweise in den letzten Jahrzehnten geändert, seit chinesische Erotik-Literatur in westliche Sprachen übersetzt worden ist (ins Deutsche vor allem durch Franz Kuhn) und in jüngster Zeit auch Sammlungen erotischer Kunst in Ausstellungen und Bildbänden den Blick der Öffentlichkeit auf sich gezogen haben.
 
 Wenn man das zur Rezension anstehende Buch zur Hand nimmt, wird man durch die Farbillustrationen aus österreichischen Sammlungen und die ausführlichen Inhaltswiedergaben und Zitate von chinesischer erotischer Literatur schnell davon überzeugt, dass China zwischen Indien und Japan gelegen mit kulturgeschichtlich intensiven Beziehungen in beide Richtungen, ebenfalls eine mächtige Erotik-Tradition vorzuweisen hat.
 
 Gerd Kaminski, einer der produktivsten österreichischen Popularisatoren chinesischer Kultur, gibt in seinem Buch einen umfangreichen und sehr detaillierten Einblick in diese Ausschnitte chinesischer Kultur. Ein historischer Abriß beginnend in prähistorischer Zeit (die allerdings in dieser Hinsicht nicht sehr ergiebig ist) über Bambus-Bücher, die in Gräbern gefunden werden, und wird, beginnend mit der Han-Zeit durch alle Dynastien bis ins 20. Jahrhundert fortgesetzt. Das erlaubt es das Auf und Ab der Akzeptanz oder Verdrängung des Sexuellen in der langen Geschichte Chinas nachzuvollziehen. Eine zweite Beobachtung, die durch diesen chronologischen Ansatz sichtbar wird, ist die ursprüngliche Einbettung des Sexuellen in die Gesundheitspflege in daoistischem Kontext, die spätere zeitweilige Verdrängung des Erotischen durch den offiziellen Buddhismus und Konfuzianismus und die erst späte und allmähliche Entflechtung der Sexualität vom Religiösen und Medizinischen und Hinwendung auf Lustgewinn und emotionale Verarbeitung geschlechtlicher Begierde in jüngerer Zeit und seit dem frühen 20. Jahrhundert auch unter europäischem Einfluß und aktiver Einbeziehung von Europäern, die in China lebten. Dieser Einfluß hat sich zunächst vor allem über Shanghai nach China ausgebreitet. Ob die erst späte Berücksichtigung des Lustvollen in der Erotik eine zutreffende Entwicklungslinie wiedergibt oder ob das Fehlen lust-bezogener Erotik lediglich den für das chinesische Altertum defizienten Quellen geschuldet ist, möchte ich nicht so einfach beantwortet bzw. als Problem übergangen wissen, wie es der Verfasser Kaminski tut.
 
 Zeitlicher Schwerpunkt von Kaminskis Darstellung ist die späte Ming- und die Qing-​Zeit, über und aus denen wir umfangreiche schriftliche und bildliche Dokumente besitzen. Kaminski stellt drei Autoren/Werke aus dieser Zeit besonders ausführlich durch lange Zitate (alle ins Deutsche übersetzt, wobei nicht klar wird ob direkt aus dem Chinesischen, nach früheren deutschen Editionen oder auf dem Umweg über englische oder französische Übersetzungen) vor. Es sind das Jin Ping Mei, das entgegen der Zuweisungen an einen bekannten Verfasser, ein anonymer Roman ist. Er wurde in China 1617/18 erstmals veröffentlicht und gibt ein kritisches Sittengemälde seiner Zeit, das in der Intention und auch nach dem Umfang des Werkes keinesfalls als pornographisch oder erotisch gelten kann, obwohl unter dieser Charakteristik die Zensur eine deutsche Übersetzung zeitweilig stark behindert hat. Schon um 1930 ins Deutsche übertragen und veröffentlicht, ist es nochmals 1984 und 1988 in zwei unterschiedlichen Ausgaben nachgedruckt worden. Übersetzer aller Ausgaben war Franz Kuhn. Als weiteres Werk wird die Sammlung von 80 Novellen die Ling Mengchu (1580-1644) 1628/32 erstmals veröffentlicht hat, vorgestellt, und zwar bezogen auf zwei in ihr enthaltene erotische Erzählungen. Es soll von dieser Novellensammlung auch eine deutsche Übersetzung als "Der chinesische Liebesgarten" veröffentlicht worden sein, doch sind mir weder Jahr noch Verlag bekannt; sie wird auch nicht von Kaminski erwähnt. Schließlich kommt noch der anonyme Roman Rou Pu Tuan, der 1693 veröffentlicht wurde und ebenfalls von Franz Kuhn ist Deutsche übertragen worden ist (1959) zum Zuge. Erfreulicherweise veröffentlicht Kaminski zu diesen Werken auch eine Auswahl der Holzschnitt-Illustrationen, die in manchen deutschen Editionen nicht enthalten sind und die ein gutes Bild von chinesischen Häusern, ihrem Mobiliar und den Formen der sexuellen Begegnungen von Mann und Frau geben.
 
 Einen zweiten zum historischen Ansatz komplementären Zugang gibt Kaminski, indem er die geschlechtlichen Aspekte (Heterosexualität, Homosexualität, unterschiedliches männliches und weibliches Verhalten), erotische Praktiken und die Umstände, in denen Sexualität und Erotik im Vordergrund stehen (Kurtisanen-Wesen, Blumenboote, Bordelle, Polygynie und die Abstufung gesellschaftlicher Bindungen zwischen Mann und Frau, wobei die Übernahme der europäisch-christlichen Terminologie von Ehefrau, Konkubine, Kurtisane etc. unglücklich ist, weil sie Unterscheidungen beim Leser evoziert, die in Anwendung auf die ganz anderen Geschlechterbeziehungen und -rollen in China in die Irre führen. In diesem thematisch aufgebauten Teil gleitet Kaminski gelegentlich ausufernd in die anekdotische Darstellung des Lebens verschiedener Kurtisanen und homosexueller Partner diverser chinesischer Kaiser ab. Das ist zwar amüsant zu lesen, trägt aber wenig zum Verständnis der Gesellschaft Chinas und ihre Grundprobleme im Umfeld der Geschlechtlichkeit bei.
 
 Unter den inzwischen zahlreichen Büchern zur chinesischen Erotik ist dieses neben dem stärker auf bildliche Darstellungen fokussierten Buch von Ferry M. Bertholet, Concubines and courtesans, das 2011 beim Münchner Verlag Prestel veröffentlicht wurde, als seriöse, kenntnisreiche und umfassende Darstellung eines der empfehlenswertesten, zumal es auch sehr ansprechend gestaltet und in guter Qualität der Abbildungen gedruckt ist.
REZENSIONEN
Besprechung von
 Gerd Kaminski, Das Spiel von Wolken und Regen. Erotik im alten China. (= Berichte des Österreichischen Instituts für China- und Südostasienforschung, Nr.75). 312 S. Schiedlberg: BACOPA Verlag 2018. ISBN 978-3-903071-39-1
 
 Im Bewußtsein des europäischen Bildungsbürgers ist vor allem die in südasiatische Kulturen (Indien) und Japan offen und breit in Schrift, Skulptur und Malerei dargestellte Erotik präsent. Weniger im Blick haben wir in dieser Hinsicht China. Das hat sich glücklicherweise in den letzten Jahrzehnten geändert, seit chinesische Erotik-Literatur in westliche Sprachen übersetzt worden ist (ins Deutsche vor allem durch Franz Kuhn) und in jüngster Zeit auch Sammlungen erotischer Kunst in Ausstellungen und Bildbänden den Blick der Öffentlichkeit auf sich gezogen haben.
 
 Wenn man das zur Rezension anstehende Buch zur Hand nimmt, wird man durch die Farbillustrationen aus österreichischen Sammlungen und die ausführlichen Inhaltswiedergaben und Zitate von chinesischer erotischer Literatur schnell davon überzeugt, dass China zwischen Indien und Japan gelegen mit kulturgeschichtlich intensiven Beziehungen in beide Richtungen, ebenfalls eine mächtige Erotik-Tradition vorzuweisen hat.
 
 Gerd Kaminski, einer der produktivsten österreichischen Popularisatoren chinesischer Kultur, gibt in seinem Buch einen umfangreichen und sehr detaillierten Einblick in diese Ausschnitte chinesischer Kultur. Ein historischer Abriß beginnend in prähistorischer Zeit (die allerdings in dieser Hinsicht nicht sehr ergiebig ist) über Bambus-Bücher, die in Gräbern gefunden werden, und wird, beginnend mit der Han-Zeit durch alle Dynastien bis ins 20. Jahrhundert fortgesetzt. Das erlaubt es das Auf und Ab der Akzeptanz oder Verdrängung des Sexuellen in der langen Geschichte Chinas nachzuvollziehen. Eine zweite Beobachtung, die durch diesen chronologischen Ansatz sichtbar wird, ist die ursprüngliche Einbettung des Sexuellen in die Gesundheitspflege in daoistischem Kontext, die spätere zeitweilige Verdrängung des Erotischen durch den offiziellen Buddhismus und Konfuzianismus und die erst späte und allmähliche Entflechtung der Sexualität vom Religiösen und Medizinischen und Hinwendung auf Lustgewinn und emotionale Verarbeitung geschlechtlicher Begierde in jüngerer Zeit und seit dem frühen 20. Jahrhundert auch unter europäischem Einfluß und aktiver Einbeziehung von Europäern, die in China lebten. Dieser Einfluß hat sich zunächst vor allem über Shanghai nach China ausgebreitet. Ob die erst späte Berücksichtigung des Lustvollen in der Erotik eine zutreffende Entwicklungslinie wiedergibt oder ob das Fehlen lust-bezogener Erotik lediglich den für das chinesische Altertum defizienten Quellen geschuldet ist, möchte ich nicht so einfach beantwortet bzw. als Problem übergangen wissen, wie es der Verfasser Kaminski tut.
 
 Zeitlicher Schwerpunkt von Kaminskis Darstellung ist die späte Ming- und die Qing-Zeit, über und aus denen wir umfangreiche schriftliche und bildliche Dokumente besitzen. Kaminski stellt drei Autoren/Werke aus dieser Zeit besonders ausführlich durch lange Zitate (alle ins Deutsche übersetzt, wobei nicht klar wird ob direkt aus dem Chinesischen, nach früheren deutschen Editionen oder auf dem Umweg über englische oder französische Übersetzungen) vor. Es sind das Jin Ping Mei, das entgegen der Zuweisungen an einen bekannten Verfasser, ein anonymer Roman ist. Er wurde in China 1617/18 erstmals veröffentlicht und gibt ein kritisches Sittengemälde seiner Zeit, das in der Intention und auch nach dem Umfang des Werkes keinesfalls als pornographisch oder erotisch gelten kann, obwohl unter dieser Charakteristik die Zensur eine deutsche Übersetzung zeitweilig stark behindert hat. Schon um 1930 ins Deutsche übertragen und veröffentlicht, ist es nochmals 1984 und 1988 in zwei unterschiedlichen Ausgaben nachgedruckt worden. Übersetzer aller Ausgaben war Franz Kuhn. Als weiteres Werk wird die Sammlung von 80 Novellen die Ling Mengchu (1580-1644) 1628/32 erstmals veröffentlicht hat, vorgestellt, und zwar bezogen auf zwei in ihr enthaltene erotische Erzählungen. Es soll von dieser Novellensammlung auch eine deutsche Übersetzung als "Der chinesische Liebesgarten" veröffentlicht worden sein, doch sind mir weder Jahr noch Verlag bekannt; sie wird auch nicht von Kaminski erwähnt. Schließlich kommt noch der anonyme Roman Rou Pu Tuan, der 1693 veröffentlicht wurde und ebenfalls von Franz Kuhn ist Deutsche übertragen worden ist (1959) zum Zuge. Erfreulicherweise veröffentlicht Kaminski zu diesen Werken auch eine Auswahl der Holzschnitt-Illustrationen, die in manchen deutschen Editionen nicht enthalten sind und die ein gutes Bild von chinesischen Häusern, ihrem Mobiliar und den Formen der sexuellen Begegnungen von Mann und Frau geben.
 
 Einen zweiten zum historischen Ansatz komplementären Zugang gibt Kaminski, indem er die geschlechtlichen Aspekte (Heterosexualität, Homosexualität, unterschiedliches männliches und weibliches Verhalten), erotische Praktiken und die Umstände, in denen Sexualität und Erotik im Vordergrund stehen (Kurtisanen-Wesen, Blumenboote, Bordelle, Polygynie und die Abstufung gesellschaftlicher Bindungen zwischen Mann und Frau, wobei die Übernahme der europäisch-christlichen Terminologie von Ehefrau, Konkubine, Kurtisane etc. unglücklich ist, weil sie Unterscheidungen beim Leser evoziert, die in Anwendung auf die ganz anderen Geschlechterbeziehungen und -rollen in China in die Irre führen. In diesem thematisch aufgebauten Teil gleitet Kaminski gelegentlich ausufernd in die anekdotische Darstellung des Lebens verschiedener Kurtisanen und homosexueller Partner diverser chinesischer Kaiser ab. Das ist zwar amüsant zu lesen, trägt aber wenig zum Verständnis der Gesellschaft Chinas und ihre Grundprobleme im Umfeld der Geschlechtlichkeit bei.
 
 Unter den inzwischen zahlreichen Büchern zur chinesischen Erotik ist dieses neben dem stärker auf bildliche Darstellungen fokussierten Buch von Ferry M. Bertholet, Concubines and courtesans, das 2011 beim Münchner Verlag Prestel veröffentlicht wurde, als seriöse, kenntnisreiche und umfassende Darstellung eines der empfehlenswertesten, zumal es auch sehr ansprechend gestaltet und in guter Qualität der Abbildungen gedruckt ist.
 
 
 Prof. Dr. Berthold Riese
 Germering-Unterpfaffenhofen,
 Juli 2019
 
  

Verlag[Firma Bacopa Verlag]
ISBN9783903071391
Auflage1
Sprache(n) Deutsch
Ausführung Gebunden
Erschienen2018
Seitenzahl312
Illustrationenzahl312
Cover Hardcover
Autor/in Gerd Kaminski (Autor/in)