China und die Gelbe Gefahr

Von Gerd Kaminski (Autor/in). | 544 Seiten | Erschienen: 09. 06. 2022 | ISBN: 9783991140283 | 1.Auflage

Zum ersten Mal seit dem 1926 erschienenen Buch von Heinz Gollwitzer liegt in deutscher Sprache ein Werk vor, welches sich mit dem Thema in seiner historischen und aktuellen Dimension befasst.

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Der Autor geht auf die durch die Einfälle der Hunnen, Mongolen und Awaren erzeugten Urängste ein, zeigt auf, wie das durch die Jesuiten vermittelte positive Chinabild durch die späteren Aufklärer und vor allem durch den Imperialismus Englands und anderer westlicher Mächte ins Negative verkehrt wurde, wie die weißen Chinesen der Barockzeit plötzlich gelbe wurden. Er schildert die Chinesenprogrome im Amerika des 19. Jahrhunderts und die parallelen auf Rassentheorien beruhenden Bedrohungstheorien in westlicher Politik, Wissenschaft und Trivialliteratur. Dem Leser wird vermittelt, wie von den Missionaren des 19. und sogar des 20. Jahrhunderts aus der chinesischen Drachensymbolik der Schluss gezogen wurde, dass China vom Satan beherrscht werde. Ebenso wird dargestellt, wie das vom deutschen Kaiser Wilhelm II. ursprünglich gegen Japan geprägte Schlagwort von der Gelben Gefahr in einer Art Bäumchen wechsle dich Manier vom 19. Jahrhundert bis in die neunziger Jahre des 20. Jahrhunderts zwischen Japan und China hin- und hergependelt ist, mit dem Effekt, dass in den USA vor der Jahrtausendwende Werke mit dem Titel The Coming War with Japan erschienen, welche dann von Covers The Coming War with China abgelöst wurden.
 Der Autor vermittelt in eindrucksvollen Beispielen, wie in den USA mit der gelben Gefahr Parole Präsidentschaftswahlen geschlagen, Außen-, Wirtschafts-, und Wissenschaftspolitik gemacht wird und in welcher Weise Gelbe Gefahr Szenarien über den Kreislauf Think Tanks Medien Politik nach Europa transportiert werden.
 Ein wesentlicher Teil des Buches ist den Effekten der Amtsübernahmen von Xi Jinping und Donald Trump gewidmet. Abschließend wird auf die Grundfragen eines China Threat in den Dimensionen Werte, Demokratie, Wirtschaft und Militär eingegangen.
 Der Autor hat nicht nur ein umfangreiches Volumen an wenig bekanntem Material aufgearbeitet, sondern konnte aus mehr als 50 Jahren persönlichen Eindrücken und Gesprächen mit höchsten chinesischen Führungspersönlichkeiten wie z.B. Deng Xiaoping schöpfen.
 
Inhaltsverzeichnis
Vorwort von Dr. Helmut Sohmen
1. Die Urangst
2. Die Neuzeit bis zur Prägung des Schlagworts     „Gelbe Gefahr“ durch Kaiser Wilhelm II
     Das Lob der Jesuiten
     Die Änderung von Chinas Image
     im Zeichen von Aufklärung und Liberalismus
     Die Chinesen als Gefahr
3. Die Prägung des Schlagworts von der „Gelben Gefahr“
     durch den Kaiser Wilhelm II, die Fixierung auf China
     während des Boxeraufstandes und die Folgen
4. Die rote „Gelbe Gefahr“
     Ein sinophiles Zwischenhoch vor dem Koreakrieg
     Die Auswirkungen des Koreakrieges, der Kulturrevolution
     und des 4.6.89
5. Renaissance der „Gelben Gefahr“ zur Zeit der Jahrtausendwende
     Diskussion in der Fachliteratur um die Jahrtausendwende
     über die Gefährlichkeit Chinas
6. Ein historisches Déjà-vu:
     Die „Gelbe Gefahr“ und das „Bäumchen wechsele dich“
     zwischen China und Japan
7. „Gelbe Gefahr“, „China Threat“, Xi Jinpings
    chinesischer Traum und seine Folgen
     Das Schicksal Chinas in der Wechselwirkung
     zu der ganzen Welt
     Die besondere Mission Chinas in der
     internationalen Gemeinschaft
     Die Überlegenheit der Moral Chinas und seiner
     kulturellen Werte, insbesondere des Konfuzianismus,
     als Grundlage für eine internationale Governance Chinas
     Die Forderung nach einer neuen Großmachtpolitik Chinas
     Die Renaissance der Stärke und Würde Chinas als Reaktion
     auf die Verletzung der chinesischen Unabhängigkeit und
     Würde in der Vergangenheit durch die westlichen Mächte
     Die Notwendigkeit für den Einzelnen, im Sinne der
     Verwirklichung des Chinesischen Traums, Opfer
     zu bringen und dafür die Beschneidung individueller
     Rechte in Kauf zu nehmen
     Xi Jinpings Prägungen des Chinesischen Traums
     Die militärische Komponente des Chinesischen Traums
     Chinesische Reaktionen auf Xi Jinpings Chinesischen Traum
     Ausländische Reaktionen auf Xi Jinpings Chinesischen Traum

 8. China und die (Alp)Träume des Donald Trump
9. Chinaphobie in der rezenten deutschsprachigen Literatur
     Deutschland
     Österreich
10. China ist Gegenspieler gegenüber westlichen Demokratie-
       und Menschenrechtsvorstellungen und will sein Modell aufzwingen?
     Die Bedeutung der Anwälte für die Rechtssicherheit in China
     Rechtsanwälte als Lebensretter
     Die Rechtsanwälte und ihr Einfluss auf Recht und Politik
     Die internationale Interdependenz China als Schutzfaktor und Motor
     Menschenrechte und Xi Jinping
     Tibet
     Hong Kong
     Sinkiang
     Social Credits, ein Angriff auf Freiheit und Menschenrechte?
11. China strebt die globale Herrschaft an und will die USA als
       Hegemonie- und Führungsmacht verdrängen?
12. Steht Chinas wirtschaftlicher Aufstieg im Zeichen von unfairen
       Praktiken, Diebstahl geistigen Eigentums und Neokolonialismus?
     Die Grundlagen von Chinas wirtschaftlichem Aufstieg
     Die Vorwürfe hinsichtlich eines chinesischen wirtschaftlichen
     Expansionismus:
         China habe den Beitritt zur WTO zu seinem Vorteil ausgenützt
         Die Vorwürfe des Diebstahls geistigen Eigentums,
         der unfairen Praktiken im Technologiebereich
         und der Manipulation des Wechselkurses
         China kauft uns auf?
         Xi Jinpings Neue Seidenstraße, ein Projekt chinesischer
         Wirtschaftlicher Weltbeherrschung?
         Die Neue Seidenstraße Krake eines chinesischen
         Neokolonialismus?
13. Ist China eine globale militärische Bedrohung?
     Die Ära Mao Zedongs
     Die Ära Deng Xiaoping und seiner Nachfolger
     Die Ära Xi Jinpings
14. Schlussbetrachtungen
15. Literaturverzeichnis
16. Register
Vorwort
Helmut Sohmen
"Wir leben in einer schnelllebigen Welt, in der alte Traditionen darum kämpfen, mit neuen Realitäten, neuen Perspektiven und neuen Errungenschaften Schritt zu halten. Bahnbrechende Innovationen verändern die menschlichen Interaktionen sowohl auf individueller als auch auf kollektiver Ebene und zwingen zur Neubewertung stark vertretener Ansichten.
In diesem umfangreichen, gut dokumentierten und kaleidoskopartigen Buch analysiert Dr. Kaminski die Meinungsverschiedenheiten zwischen Ost und West, Veränderungen in der chinesischen Regierungsreform, bedeutende Ereignisse wie die Republik von Sun Yat-sen, die Gründung der Kommunistischen Partei und der Volksbefreiungsarmee, japanische Aggression und Bürgerkrieg, der 1949 zur Gründung der Volksrepublik China führte. Unter der neuen Flagge und der Führung von Mao Tse Tung folgte eine Zeit der Isolation und des Unheils, die von der pragmatischen Wirtschaftspolitik Deng Xiaopings, der Öffnung nach außen und dem Beitritt zur Welthandelsorganisation abgelöst wurde. Diese Orientierungsänderung war der Beginn des „Neuen Chinas“ mit Schwerpunkt auf Investitionen, Modernisierung des Militärs und Teilprivatisierung großer einheimischer Unternehmen. Andere asiatische Nationen begannen, eine ähnliche Politik zu verfolgen. Interessant ist der relative Mangel an öffentlichem und privatem Interesse an dem, was seit den frühen 1980er Jahren mit chinesischen Investitionen im Ausland geschah. Erst ab den späten 1980er Jahren zeichnete sich ein Muster kalkulierter Beteiligungskäufe an ausländischen Firmen ab, insbesondere in Unternehmen, die in allen Sektoren und Größen tätig sind, aber insbesondere in Unternehmen, die in Technologie und fortgeschrittener Wissenschaft tätig sind. Die chinesischen Investoren wurden später beschuldigt, sich heimlich oder an betrügerischen Handlungen beteiligt zu haben, um Zugang zu geschützten Informationen zu erhalten, eine Anschuldigung, die nicht immer richtig war. Das Wachstum der Aktienmärkte (in Hongkong, Shenzhen, Shanghai) bietet zusätzliche Möglichkeiten für die Platzierung von Fonds. Mehr Banklizenzen an ausländische Institute hatten den gleichen Effekt. Die Wachstumsraten blieben stark.
Die Entwicklungen an der politischen Front während der letzten drei Jahrzehnte haben zu weiteren Kritiken geführt, beginnend mit den Verhandlungen über die Zukunft Hongkongs. Hongkong ist ein Sonderfall. Zwar hat es seit der Verabschiedung des nationalen Sicherheitsgesetzes einen Exodus gegeben, aber Hongkong ist mit der kürzlich erfolgten Wahl der Mitglieder des Legislativrates zu einer tragfähigen Lösung zurückgekehrt. Ein Konzept wie man rund 8 Millionen Menschen der Gerichtsbarkeit von Festlandchina unterstellen könnte, wurde durch Straßenunruhen gegen die Regierung von Hongkong sichtlich in Frage gestellt und machte es fast unmöglich zu regieren. Die Zentralregierung wurde beschuldigt, das Versprechen eines „hohen Grades an Autonomie“ und der „Regierung Hongkongs durch Hongkonger“ aufgehoben zu haben, obwohl sie hart daran gearbeitet hatte, die Stabilität in der Sonderverwaltungsregion wiederherzustellen. Andere Themen von aktuellem internationalem Interesse, die die Volksrepublik betreffen, bleiben Taiwan, der Anspruch auf Territorium im Südchinesischen Meer, das „Belt and Road“-Projekt, Handels- und andere Sanktionen und Maßnahmen innerhalb der formalisierten Beschwerdemechanismen der WTO. Natürlich ist es der kommerzielle Wettbewerb, der zu Auseinandersetzungen auf den unteren Ebenen der wirtschaftlichen Aktivität führt, insbesondere wenn die gesetzlichen Rahmenbedingungen schwach oder nicht vorhanden sind. China wird sich auch bemühen, einen „chinesischen Traum“ zu schaffen, eine zusammengefasste Blaupause der Soft Power, von Präsident Xi Jinping geleitet, und zweifellos wird die Größe der Bevölkerung Pläne für eine beeindruckende Umsetzung ermöglichen. In der unmittelbaren Zukunft wird die chinesische Führung versuchen, die Welt mit spektakulären Leistungen an Land, im Meer und im Weltraum, mit erstaunlichen Errungenschaften in anderen Hightech-Bereichen wie Quantencomputern, Raumfahrzeugen, einem Hochgeschwindigkeitszugnetz, Durchbrüchen in der Lebensmittel-, Arzneimittel- und Automobilindustrie und vielem anderen zu beeindrucken. Die meisten dieser Erfolge wurden in den letzten 30 Jahren entwickelt und haben andere Nationen trotz des vorherigen Vorteils der letzteren in den Schatten gestellt.
Angesichts des akademischen Hintergrunds von Dr. Kaminski und seiner tiefen Kenntnis Chinas und seines Volkes sollte es nicht überraschen, dass dieses Buch die Volksrepublik, ihre nachgewiesenen Erfolge und fortdauernden Träume unterstützt. Natürlich kann man, wenn man sich auf einer Seite einer Kampagne engagiert, im Enthusiasmus für das Thema, weit ausholen. Das ist verständlich. Weitere Anstrengungen sind erforderlich, um ein hohes Maß an Fairness zu erreichen, insbesondere wenn Erwartungen auf Zusammenarbeit und gegenseitigen Nutzen bestehen. Unbewiesene Anschuldigungen, ungerechtfertigte Forderungen oder falsche Vergleiche sollten nicht dazu benutzt werden, sich einen ungerechtfertigten Vorteil auf Kosten anderer Parteien zu verschaffen. Und Denunziationen sollten sorgfältig überlegt werden, bevor negative Publicity gemacht wird, sonst entpuppen sie sich als erster Schritt zu Missverständnissen, Fehleinschätzungen oder Ressentiments und Wut. Es ist besser für jede Gesellschaft, Vertrauen zu schaffen und aufrechtzuerhalten.
 Dr. Kaminski liefert einen weiteren wertvollen Leitfaden für ein besseres Verständnis der Menschen, Werte, Bräuche und Geschichte Chinas, eine äußerst nützliche und gewichtige Ergänzung der Bibliothek. Wir sollten dankbar sein für seine Bereitschaft, diese konstruktive Arbeit zu leisten, um uns auf dem Laufenden zu halten."
Rezensionen und Berichte
HU IS HU? | Gerd Kaminski - eine österreichische Legende
 Kürzlich bei der Vorstellung des neuesten Buches von Gerd Kaminski im Wiener Presseclub Concordia behauptete ÖRF-Moderator Raimund Löw doch tatsächlich, dass dies sein 85. Werk sei. Da musste ihn Gerd Kaminski aber sanft korrigieren: Nein, es sei Nummer 90. Sieht man von ein paar juristischen Werken des habilitierten Völkerrechtlers ab, handelten fast alle seine Bücher von China. Die Bandbreite seiner Themen ist enorm: Von Erotik im alten China über chinesische Lebensbräuche bis zum Boxeraufstand. Und nun also die Nummer 90: „China und die gelbe Gefahr“. 544 Seiten, fast zwei Kilo schwer. Gerd Kaminski (79) ist freilich mehr als nur ein unermüdlicher Buchautor. Der gebürtige Wiener war und ist Berater vieler österreichischer Regierungen in Bezug auf China. Er ist sicher Österreichs bekanntester China-Experte, auch wenn nicht alle – vor allem in den Medien – seine differenzierenden Einschätzungen teilen. Man könnte ihn als graue Eminenz bezeichnen. Da greift er sich ans schüttere Haar und sagt: „Sie sind weiß.“ Nein, den Begriff graue Eminenz mag er nicht. Aber was ist er dann? „Ich bin ein Bemühter“, sagt er. Ein heutzutage altmodischer Begriff. Einer, der sich um ein besseres Verständnis von und ein besseres Verhältnis zu China bemüht. In Deutschland würde man so jemanden einen China-Versteher nennen bzw. schimpfen. Er versteht China seit rund 60 Jahren.
 Quelle: CHINAHIRN - Der unabhängige Newsletter <mail@chinahirn.de>, Ausgabe 49, 20. Juli 2022

Verlag[Firma Bacopa Verlag]
ISBN9783991140283
Auflage1
Sprache(n) Deutsch
Ausführung Gebunden
Erschienen2022
Seitenzahl544
Illustrationenzahl544
Cover Hardcover
Autor/in Gerd Kaminski (Autor/in)